Die Geschichtswerkstatt präsentiert! – historische Videos und Fotos 11.07.2024
Alte Wegesysteme und historische Karten von Dietzhölztal
Rund 50 Besucher beim Vortrag der Geschichtswerkstatt
Jürgen Daum berichtete über alte Wegesysteme und historische Karten von Dietzhölztal
Gut besucht war die zweite Veranstaltung der Reihe „Die Geschichtswerkstatt präsentiert! – historische Videos und Fotos“ in der „Halle 10“ im Nationalen Automuseum. Jürgen Daum, der Experte für Siedlungstopografie, alte Wegesysteme und hist. Grenzsteine im heimischen Raum, gab in seinem spannenden und unterhaltsamen Vortrag viele Einblicke in die Geschichte der jahrhundertealten Wege durch das obere Dietzhölztal. Erste „Fernhandelswege“ können für diese Region schon für das Mittelalter nachgewiesen werden. Die „Köln-Leipziger-Straße“ führte von Köln kommend über die Haincher Höhe durch Straßebersbach (daher wahrscheinlich der Name STRASSebersbach), weiter durch Steinbrücken Richtung Simmersbach bis Leipzig und war Teil der Via Regia. Die jahrhundertelange Nutzung dieser Wege mit schweren Fuhrwerken haben tiefe Einschnitte hinterlassen, diese Hohlwege sind heute noch sichtbar. „Durch digitale Geländemodelle, die beim LiDAR Scann entstehen, sind viele dieser Wege sichtbar geworden, das ist ein Meilenstein für die Forschung“, schwärmt Jürgen Daum über die Technik und ergänzt „so finden wir heute am Monitor Wege, die im natürlichen Gelände durch den Bewuchs fast nicht mehr sichtbar sind. Dazu konnte er viele Beispiele an der riesigen Leinwand zeigen und Fotos deutlich sichtbarer Hohlwege in der Region. Für das geschulte Auge sind viele weitere historische Besonderheiten sichtbar wie keltische Ringwälle, Meilerplätze oder ehemalige Siedlungen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrages waren alten Karten, deren Originale im hessischen Staatsarchiv lagern. Am Beispiel der gut erhaltenen „Augenscheinkarte“ aus 1606, gefertigt für das Reichskammergericht. Damit versetzte er die Besucher vier Jahrhunderte zurück und zeigte, mit welcher Detailtreue der Zeichner gearbeitet hat. So zeichnete er auf einem Wege zwischen Steinbrücken und Simmersbach eine umgestürzte Kutsche. Diese Karte ist – wie es der Name sagt – nur nach Augenschein, dem Anschauen des Geländes vor Ort, entstanden. Rund 150 Jahre später datiert eine weitere Landkarte mit „Herrschaftliche Waldungen in der Dietzhölze“, die von den Landesherren zur Sicherung der Besitzungen in Auftrag gegeben wurde. Dabei kam schon Vermessungstechnik zum Einsatz.