Historische Fernverbindung in Dietzhölztal erkunden
Jürgen Daum zeigt alte Spuren bei einer historischen Wanderung
DIETZHÖLZTAL. Geplant hatte die Geschichtswerkstatt die historische Wanderung schon seit Monaten und konnte diese am 21. August endlich starten. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf 15 beschränkt, dazu kamen noch Jürgen Daum und Manfred Aurand, die mit ihrem Fachwissen informierten.
In rund vier Stunden führte Jürgen Daum aus Eibelshausen, der Experte für alte Wege und historische Siedlungstopografie, auf einem rund elf Kilometer Rundweg von Rittershausen über verschiedene Stationen die interessierten Wanderer. Entlang des alten Fernwegs „Köln-Leipzig“über den „Offdillner Bahnhof“ und das Tal „Langenbach“ ging es zurück nach Rittershausen. „Vom Mittelalter bis zur Ende des 18. Jh. wurde die Haincher Höhe über ein Wegesystem, auch als Butterweg bekannt, überquert. Die aktuelle Straße wurde erst 1864-66 gebaut“, so Daum. Gerade an den Steilstücken gibt es, wie noch heute deutlich sichtbar, vielfach mehrere parallel verlaufende Hohlwege. Denn über die Jahrhunderte der Nutzung, wurden diese immer tiefer und ein Ochsen-Fuhrwerk hatte keine Möglichkeit bei „Gegenverkehr“ den teilweise zwei bis drei Meter tiefen Hohlweg zu verlassen.
Alte Kirche in Nähe des „Offdillner Bahnhofs“ vermutet
Eine wichtige Station gab es in der Nähe des „Junkerwaldes“ am Herzogsweg und noch heute heißt die Gemarkung im Volksmund „auf dem Kirchberg“. Zu sehen ist hier leider nur noch eine rechteckige, etwas erhöhte Fläche, auf der bis Mitte des 16. Jh. eine Kirche gestanden haben soll. „Vermutlich konnten hier die Reisenden schon in vorreformatorischer Zeit rasten und beten. Das kleine Plateau unterhalb könnte so einem Klausner gedient haben“, so Daum.
Vermutlich seit 1250 gibt es erste Hauberge
Manfred Aurand aus Rittershausen hat sich großes Fachwissen zur heimischen Haubergswirtschaft über die letzten Jahrzehnten angeeignet. Bei seinen Recherchen hat er festgestellt, dass es erste Hinweise auf diese, deutschlandweit einzigartige Waldbewirtschaftung, schon aus der Mitte des 13. Jh. gibt.
Grenzsteine aus vielen Jahrhunderten
Auf dem Rückweg durch das Langenbachtal konnte Jürgen Daum Grenzsteine aus der Zeit ab 1739 zeigen, die noch heute die alten Besitzansprüche u. a. des Adels dokumentieren. Gerade zu diesem Thema ist er einer der ganz wenigen Fachleute und hat im Bereich des ehemaligen Dill-Kreises über 500 solcher historischen Markierungen katalogisiert und gesichert.
Wüstung Langenbach – alte Siedlungshinweise noch deutlich erkennbar
Die letzte Station „Wüstung Langenbach“ war auch gleichzeitig ein Highlight der Wanderung. Noch heute ranken sich viele Geschichten um den Untergang des Dorfes oder genauer der Siedlung, denn es konnten bisher nur fünf oder sechs einzelne Häuser/Höfe nachgewiesen werden. Die letzte Erwähnung fand Mitte des 14. Jh. statt, vermutlich wurde diese Siedlung nach der großen Magdalenenflut 1342 und der nachfolgenden ersten Pestwelle aufgegeben.